Nahtod-Erfahrung? Offen bleiben, weiter forschen.

Nahtod-Erfahrung? Offen bleiben, weiter forschen. Immer wieder lassen sich Nahtod-Erfahrungen wissenschaftlich durchaus überprüfen.

Medizinstudenten lernen, dass das Bewusstsein vom Gehirn erzeugt wird. Immer mehr Wissenschaftler denken allerdings umgekehrt. Sie sagen, dass das Gehirn eine Vermittlerrolle für das Bewusstsein übernehme.
Danach verhält es sich mit dem Gehirn wie mit einem Fernsehgerät: Es empfängt die ausgestrahlten Programme, stellt sie aber nicht selber her. 

Hören und sehen im Koma
Für diese Theorie spricht das Faktum, dass zahlreiche Menschen auf der ganzen Welt bewusste Wahrnehmungen während der Zeit ihres klinischen Todes haben; also in einer Zeit, in der das Gehirn nach bisheriger Lehrmeinung gar keine bewussten Wahrnehmungen haben kann.
Hinzu kommen zahlreiche Menschen, die auch während eines Komas ausserkörperliche Erfahrungen machen: Obwohl im herkömmlichen Sinne ‹bewusstlos› können sie klar wahrnehmen, was ihre Angehörigen, die Ärzte und das Pflegeperson sagen und tun.

Licht, Frieden, Liebe
Ärzte und Wissenschaftler haben in den letzten vierzig Jahrzehnten Zehntausende von Berichten über Nahtod-Erfahrungen gesammelt, analysiert, verglichen und ausgewertet. Dabei haben die Forscher Parallelen entdeckt: Zum Beispiel, dass Tausende von Betroffenen aus der ganzen Welt berichten, wie sie ihren irdischen Körper verlassen und in ein Licht eintauchen, das sie als ‹reine, bedingungslose Liebe› erleben. Dass sie keinerlei Schmerzen mehr fühlen, von grosser Ruhe erfüllt sind und alles mit einer deutlich erhöhten, geistigen Klarheit wahrnehmen.

Alles ‹dunkel›?
Solche Erfahrungen passen nicht zur Standard-Lehrmeinung. Diese betrachtet Nahtod-Erfahrungen als Halluzinationen, hervorgerufen durch ein letztes, wirres Funken elektrischer Schaltkreise tief im Gehirn, die ums Überleben ringen. Die Nahtod-Berichte passen auch nicht zur herkömmlichen Gehirn-Physiologie, die besagt, dass es innerlich dunkel wird, sobald die elektrische Aktivität des Gehirns erlischt – also wenige Sekunden nach dem Herzstillstand.

Wahrheit suchen
Die Meinungen klaffen weit auseinander. Deshalb stellt sich die Frage: Geht es uns darum, alte Konzepte zu verteidigen? Oder wollen wir neue Erkenntnisse gewinnen? Unser Verständnis des menschlichen Bewusstseins vertiefen?
Falls Letzteres zutrifft, können wir den Berichten von Nahtod-Betroffenen lauschen, ohne gleich zu sagen: «Du musst dich getäuscht haben!» oder «Das war bestimmt eine Halluzination!».
Wenn wir tatsächlich um Wahrheit bemüht sind, können wir zugeben, dass wir noch viel zu wenig über das menschliche Bewusstsein wissen, um Nahtod-Phänomene naturwissenschaftlich zu verstehen oder zu erklären.
Das wiederum ermöglicht uns, Nahtod-Berichte respektvoll  stehen lassen und ergebnisoffen weiter zu forschen.

Die Erfahrungen überprüfen
Dann können wir auch zur Kenntnis nehmen, dass sich Nahtod-Erlebnisse immer wieder faktisch überprüfen lassen. Der holländische Kardiologe Pim van Lommel berichtet von einem solchen Fallbeispiel: «Ich habe den Fall eines 44-Jährigen dokumentiert, der mit einem Herzstillstand ins Spital eingeliefert wurde. Die Ärzte begannen mit der Reanimation, eine Krankenschwester nahm ihm sein künstliches Gebiss aus dem Mund, um einen Beatmungsschlauch einzuführen. Der Mann überlebte.» 

Das Gebiss in der Schublade
«Als der Mann die Krankenschwester eine Woche später wiedersah, konnte er ihr genau beschreiben, in welcher Schublade sie sein Gebiss verstaut hatte. Die Krankenschwester war überrascht, denn zu diesem Zeitpunkt war der Mann tief im Koma gewesen und die Wiederbelebung in vollem Gang.
Es war offenkundig, dass der Mann sich selbst im Bett hatte liegen sehen und dass er wahrgenommen hatte, wie die Krankenschwester und die Ärzte mit seiner Wiederbelebung beschäftigt waren. Er war sogar in der Lage, korrekt und detailliert sowohl den kleinen Raum zu beschreiben, in dem er wiederbelebt wurde, als auch die Anwesenden.» 

Offen bleiben, weiter forschen!
Interessant. Doch können ausserkörperliche Erfahrungen nicht auch bei Migräne, Epilepsie, Psychosen, Drogenkonsum und ähnlichem auftreten? Ausserdem bei der Stimulation des Gehirns mit Hilfe von Elektroden?
Das stimmt, weiss auch der Nahtod-Forscher Pim van Lommel. Doch die Forscher könnten lediglich ausserkörperliche ‹Illusionen› schaffen, nicht aber ausserkörperliche Erfahrungen. Letztere seien überprüfbar, so Pim van Lommel: «Bei der ausserkörperlichen Illusion hat man das Gefühl, ausserhalb seines Körpers zu sein. Bei der ausserkörperlichen Erfahrung dagegen nehmen die Betroffenen Dinge wahr, die sie eigentlich nicht wahrnehmen können. Ärzte, Krankenschwestern und Angehörige können diese berichteten Wahrnehmungen verifizieren.»

 

 

 

 

 

 

Die Journalistin Barbara Hauter lag zwei Monate im Koma. In diesem Youtube-Interview berichtet sie, was sie in dieser Zeit erlebte und wie das ihr Leben veränderte.

 

 

Der holländische Kardiologe Dr. med. Pim van Lommel hat in einer 10-jährigen Studie die Nahtod-Erfahrungen von klinisch toten Herzstillstand-Patienten erfasst. En Interview mit Pim van Lommel finden Sie hier. Hier können Sie zudem einen Blick in sein Buch über Nahtod-Erfahrungen werfen.

 

 

Hier finden Sie eine DOK von Spiegel-TV über Nahtod-Erfahrungen.