Die aussergewöhnliche Behandlungsmethode des US-amerikanischen Arztes und Physiotherapeuten Dr. Milton Trager kann vielen Menschen helfen. Bei Nervosität, Stress und etlichen weiteren Beschwerden.
Es duftet nach Rosenholz. Ruhe erfüllt den Raum im vierten Stock an der Luzerner Kappellgasse 19. Draussen ist es gefühlte 35 Grad Celsius heiss. Erleichtert stelle ich die Sommersandaletten in eine Ecke, lege mich auf die Massageliege und schliesse die Augen.
In der Gesundheitspraxis von Monika Hame Buholzer soll ich die erste Trager-Behandlung meines Lebens erhalten. Verwundert denke ich an das, was die Trager-Spezialistin am Telefon gesagt hat: «Ich werde mit Ihrem Körper spielen!»
Und nun steht Monika Hame neben der Liege und legt schweigend die Hände auf meine Schulterblätter. Ihre Finger fühlen sich leicht und kühl an.
Nach einer Weile stillen Ruhens wandern ihre Hände runter zu meinem Brustkorb und beginnen ihn sanft zu schaukeln. Zuerst sind ihre Bewegungen kaum wahrnehmbar, dann werden sie immer kräftiger. Schliesslich schaukelt mein ganzer Körper hin und her. Wie ein Kanu auf der nahe gelegenen Reuss bei Föhn.
Erstaunt bemerke ich: Die ungewohnte Bewegung erzeugt Schauer des Wohlbehagens. Das körperliche Entzücken ist bis in die Zehenspitzen runter spürbar.
«Wellenbewegungen spielen bei der Trager-Methode eine wichtige Rolle», erklärt Monika Hame. «Sie geben ein Gefühl der Ganzheit, das alle Muskelschichten erfasst.»
Monika Hames Hände wandern weiter. Unter die Schulterblätter und von dort entlang der Wirbelsäule hoch zum Kopf, den sie mit einem raschen Handgriff hochhebt und die Nackenmuskeln ausstreicht.
Moment mal. Wurde ich je so massiert? Eilig durchforste ich mein Gedächtnis. Kein Treffer! Weder bei einer europäischen, ayurvedischen, chinesischen noch thailändischen Massage wurde ich je so berührt.
Die Hände der Trager-Praktizierenden haben sich inzwischen kreisend, streichend und zupfend an meinen Armen runtergearbeitet: Sie erfassen die Handgelenke, heben sie in die Luft und schütteln sie sanft.
Die Trager-Methode ist nicht nur spielerisch, sie ist auch überaus originell. Mal erinnern die Handgriffe an Naturbewegungen wie Wellen oder Wassertropfen, mal an die forschenden Hände eines Kindes und dann wieder an die Streicheleinheiten einer Mutter.
Es erstaunt mich nicht, dass Trager-Praktizierende nicht nach einem starren, unveränderlichen Konzept arbeiten. Die Ausbildung vermittelt zwar einen Grundstock von Behandlungsgriffen. Doch in der Praxis achtet der Behandelnde in erster Linie darauf, die Körperempfindungen des Patienten intuitiv wahrzunehmen.
«Ich konzentriere mich ganz auf mein Gespür», bestätigt Monika Hame. «Dazu muss man innerlich ruhig werden und sich öffnen. Aus diesem Zentriertsein heraus und dank der inneren Frage „Was fühlt sich noch leichter, freier und weicher an?“ fliessen dann die richtigen Bewegungen.»
Der Augenblick ist gekommen, um die Intuition der Therapeutin zu testen. Stoisch beobachte ich, wie Monika Hame um die Behandlungsliege herumgeht und meinen linken Fussknöchel erfasst. Sie hebt den Fuss hoch und schüttelt ihn sanft.
«Ist etwas nicht in Ordnung mit Ihrem Bein?», fragt sie fast im gleichen Augenblick.
Ich bin beeindruckt. Seit einem weit zurückliegenden Motorradunfall flackern an meinem linke Knie immer wieder mal Schmerzen auf. Doch das habe ich der Therapeutin nicht gesagt.
Monika Hame beginnt, mein Unfallknie mit streichenden, kreisenden und zupfenden Bewegungen zu umspielen. Mit jeder Minute, die vergeht, fühlt sich mein Knie kräftiger und lebendiger an.
Das melde ich der Therapeutin zurück – worauf sie erklärt: «Bei der Trager-Methode werden schmerzende oder schwache Körperstellen nicht ignoriert, sondern behutsam mitbehandelt. Auf diese Weise kann man Ressourcen stärken.»
Vierzig Minuten später haben auch meine Beine, der Rücken, das Becken und der Bauch vor- und rückseitig eine Trager-Behandlung erhalten.
Monika Hame massiert zum Schluss nochmals kurz Nacken, Hals und Kopf. Dann streicht sie über das Baumwolltuch, das meinen Körper bedeckt, und bittet mich, einige Minuten nachzuruhen.
Fazit? Ich fühle mich tief entspannt und glücklich. Mein Körper fühlt sich bis in die Zehenspitzen leicht und warm an. Selbst das Unfallknie sendet Signale des Wohlbehagens aus. Es kommt mir vor, als würde mein ganzer Körper lächeln.
Einer solchen Behandlung würde ich mich ohne Weiteres öfters unterziehen. Das hätte auch klare Vorteile: Wird die Trager-Behandlung regelmässig wiederholt, können sich die Empfindungen der Leichtigkeit und des Wohlbefindens dauerhaft im Gedächtnis abspeichern.
«Mit der Zeit kann man dann lernen, diese Empfindungen bewusst zu reaktivieren», erklärt Monika Hame.
Ergänzt werden Trager-Massagen übrigens durch «Mentastics», eine Art mentaler Gymnastik. Es handelt sich um einfache Bewegungsabläufe, welche die eigene Wahrnehmung verfeinern.
Die Trager-Methode eignet sich für alle, die unter chronischer Anspannung, Stress und Nervosität leiden. Die Methode fördert die Tiefenentspannung und die Fähigkeit, sich leicht und mühelos zu bewegen.
Darüber hinaus kann die Methode PatientInnen helfen, die unter chronischen Schmerzen und schweren Erkrankungen leiden. Vor allem im Bereich neuro-muskulärer Beschwerden.
Nehmen wir an, Sie könnten einen bestimmten Muskel nicht mehr bewegen. In diesem Fall werden bei der Trager-Behandlung gezielte Bewegungen durchgeführt, welche den inaktiven Muskel mit Refleximpulsen so stimulieren, dass er allmählich wieder arbeiten lernt.
Auf diese Weise ermöglichte Dr. Milton Trager im 20. Jahrhundert zahlreichen PatientInnen mit Kinderlähmung und Multipler Skelrose Schmerzfreiheit und grösser Bewegungsfreiheit.
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Letzter Update: 5.7.2021
Hier geht es zur Direktsuche für Trager-Praktizierende in der Schweiz.
Weitere Informationen:
Trager-Verband Schweiz
Tel. 075 422 40 03
E-Mail: info@trager.ch
Internet: www.trager.ch
Trager-Schule Schweiz am Kientaler Hof,
www.kientalerhof.ch
Hier entlang bitte für ein Video des Kientaler Hofs über die Tragermethode.
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Trager Verband Deutschland e.V.
Tel. 06172 1 373 173
E-Mail: tvd@trager.de
Internet: www.trager.de
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Wann hilft die Trager-Therapie?
Die Trager-Methode eignet sich besonders gut für folgende Indikationen:
– Bei Haltungsschäden und Gelenkbeschwerden
– bei Stress(erkrankungen) und Störungen des vegetativen Nervensystems
– als Begleitmassnahme bei neuromuskulären Erkrankungen
– zur Rehabilitation bei Wirbelsäulensyndrom und Sportverletzungen
– zur Nachbehandlung bei Unfallfolgen und Operationen
– zur Entspannung und für die präventive Gesundheitspflege.
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Milton Tragers Begabung
Als junger Mann entdeckt Milton Trager, dass er ein besonders feines Körpergefühl und einen intuitiven Sinn für Bewegung besitzt. Am Strand von Miami entwickelt er eine eigene Methode der Körper- und Bewegungswahrnehmung. Es folgen ein Medizinstudium und eine Ausbildung zum Physiotherapeuten.
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Hilfe bei Kinderlähmung und Multipler Sklerose
In den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts hilft Milton Trager mit seiner Methode Hunderten von Opfern der Kinderlähmung.
Später kommen viele Patienten mit Multipler Sklerose, Osteoarthritis und weiteren chronischen Beschwerden hinzu. Seine Methode fördert die Mühelosigkeit der Bewegungen und lindert Schmerzen.
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Das Esalen Institute ruft
Von seiner Praxis auf Hawaii wird Milton Trager 1975 ans Esalen Human Potential Movement Institute in Kalifornien berufen.
Zwei Jahre später entsteht das Trager Institute for Psychophysical Integration and Mentastics. Milton Trager widmet sich bis zu seinem Tod der Weiterentwicklung seiner Methode und der Ausbildung von Trager-Praktizierenden.