Chemikalien aus Plastik im Blut und Mikroplastik im menschlichen Stuhl sind Alltag geworden. Was kann ich selber tun, um den Plastikmüll in der Umwelt und im eigenen Körper zu reduzieren? Bewährte Plastik-Alternativen für zu Hause.
Plastik zu Hause
Ja, die Forscher finden immer wieder Mikroplastik in der Luft, im Wasser, in der Erde, im Körper von Tieren, in Nahrungsmitteln und im Trinkwasser. Weil seit Jahrzehnten Hunderte Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren versenkt, auf Müllhalden abgeladen oder verbrannt werden.
Die Situation ist gravierend, doch es gibt auch eine gute Nachricht: Jeder kann selber viel tun, um den eigenen Plastikberg abzubauen – in Badezimmer, Küche, Kleiderschrank und beim nächsten Einkauf.
Plastikfrei putzen
Sie benutzen fürs Abwaschen immer noch Spülschwämme aus Kunststoff? Denken Sie daran, dass Sie bei jedem Abwasch winzige Plastikteilchen ins Wasser reiben. Eben so gut kann man Geschirr und Besteck mit Putzhelfern aus natürlichen Materialien reinigen, die mikroplastikfrei sind. Einige bewährte Beispiele:
Putzschwämme aus Kokosfasern, z.B. von waschbaer.ch oder kaia.ch,
Sisal-Schwämme, z.B. von ecco-verde.ch,
Spültücher aus Holz-Zellulose und Baumwolle, z.B. von manufactum.ch,
Spültücher aus Leinen, und
Spülschwämme aus Paketschnur (zum Selbermachen), oder
Lappen aus Bio-Baumwolle (zahlreiche Anbieter)
Porzellanteller und Besteck lassen sich auch sehr gut mit Stahlwolle (Foto unten) reinigen.
Plastikhaltiges Spülmittel ersetzen
Vorsicht bei der Wahl der Putz- und Waschmittel! Sie enthalten viel mehr Plastik als man denkt. Vor allem Polymere in flüssiger und gelartiger Form. Alleine in Deutschland gelangen jedes Jahr 55 Tonnen Plastikteilchen aus Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln ins Abwasser.
Dabei kann man jedes schädliche Putz- und Reinigungsmittel durch ein Reinigungsmittel ersetzen, das für Gesundheit und Natur harmlos ist. Die Vielfalt an plastikfreien Öko-Putzmitteln auf dem Markt ist riesig. Sie reicht vom Allzweckreiniger bis zu unterschiedlichsten Spezialreinigern für jeden Zweck. Bei biolindo.ch und in vielen weiteren Online-Shops finden Sie eine grosse Auswahl unbedenklicher Produkte.
Auch Hausmittel helfen
Viele umweltschädigende Putzmittel in bunten Plastikflaschen lassen sich durch bewährte Hausmittel aus Drogerie oder Supermarkt ersetzen: Beispielsweise durch Natriumcarbonat (Na2Co3 alias Waschsoda), Natriumhydrogencarbonat (NaHCo3 alias Natron), Zitronensäure, (Kern-)Seife und 70% Ethanol-Lösung.
Glas, Keramik, Edelstahl und Zuckerrohr
Um das Essen nicht mit Mikroplastik in Berührung zu bringen, sollte man Plastikbehälter in der Küche möglichst durch kunststofffreie Gefässe ersetzen. Beispielsweise durch Chutney-Boxen und Brotboxen aus Edelstahl (diverse Hersteller). Oder durch Lunchbehälter aus 100 Prozent Zellulose und Mineralien, wie sie zum Beispiel ajaa.de anbietet.
Behälter aus Edelstahl, Keramik, Glas, Zellulose und weiteren Naturmaterialien sind gesünder, umweltfreundlicher und sehen erst noch edler aus als Kunststoff.
Immer mehr Plastikfreies
Immer mehr Online-Shops für plastikfreie Produkte helfen mit, den Plastikberg abzubauen.
So kann man zum Beispiel Plastik-Trinkhalme für Kinder durch Halme aus Stroh, Öko-Papier, Stahl oder Glas ersetzen. Die Glashalme werden unter extrem hohen Temperaturen gefertigt und sind so robust wie normales Trinkglas.
Viele weitere plastikfreie Artikel finden Sie u.a. bei waschbaer.ch und waschbaer.de.
Plastik + Hitze? Geht gar nicht.
Viele Kochlöffel und Pfannenwender sind aus billigem Plastik gefertigt. Kommen Sie mit Hitze in Berührung, geben sie Plastikteilchen ab. Kochlöffel und Pfannenwender aus Plastik deshalb am besten durch Küchenhelfer aus Holz und Edelstahl ersetzen.
Wasser ab Quelle
Wer Wasser aus Petflaschen trinkt, muss damit rechnen, dass das Wasser Spuren von Plastikteilchen enthält.
Lassen Sie sich das Wasser besser im Glas anliefern, falls Sie es nicht vom Wasserhahn trinken mögen.
Glas ist zwar relativ schwer, doch die Forschung arbeitet bereits an Flaschen aus Leichtglas, die eines Tages PET-Flaschen ersetzen könnten. Indem Sie bereits jetzt Glasflaschen bevorzugen und diese auch explizit einfordern, helfen Sie mit, die Enwicklung zu beschleunigen.
Früchte- und Gemüse-Beutel
Beim Einkauf im Supermarkt kann man Früchte und Gemüse in Baumwoll-Beutel stecken statt in die ultradünnen Plastikbeutel, die immer noch vielerorts aufliegen. Früchte- und Gemüse-Beutel aus Bio-Baumwolle kann man selber nähen oder kaufen, zum Beispiel im WWF-Shop oder bei waschbaer.
Auch einige Grossverteiler legen die Mehrweg-Beutel in ihren Gemüseabteilungen auf. Der Früchte- und Gemüse-Beutel von Coop zum Beispiel besteht aus Modal. Modal ist eine Zellulosefaser aus zerkleinertem Buchenholz. Coop verwendet laut eigenen Angaben nur Rohmatrial aus zentraleuropäischen Wäldern mit FSC-Label. Um Modal herzustellen, sind chemische Prozesse notwendig. Nicht jede Modal-Art ist ökologisch unbedenklich. Das gilt allerdings auch für Baumwolle.
Retro-Einkaufen ist wieder aktuell
Die Anzahl der Unverpackt-Läden wächst, zum Glück auch in der Schweiz. Der jüngste der modernen Tante-Emma-Läden hat letztes Jahr in Spiegel bei Bern die Tore geöffnet. Hier kann man die im Offenverkauf angebotenen Lebensmittel in der gewünschten Menge in selber mitgebrachte Behälter abfüllen. Weitere Unverpackt-Läden in Schweizer Städten:
Aargau: unverpackt Aarau, Milchgasse 5, 5000 Aarau, 062 824 33 70
Bern: i-Lade, Spiegelstrasse 96, 3095 Spiegel bei Bern (ca. 12 Busminuten vom Hauptbahnhof Bern entfernt)
Baden: ohne.ch, Stadtturmstrasse 15, 5400 Baden, 076 304 78 87
Basel: Basel unverpackt, Feldbergstrasse 26, 4057 Basel, 061 543 12 20
Genf: Les Frondaisons, alimentation biologique, route du Bois-Genoud 36, 1023 Crissier VD
Luzern: Unverpackt Luzern, Zürichstrasse 44, 6006 Luzern
Luzern: Quai4-Markt am Alpenquai, 6005 Luzern
Wallis: Chez Mamie, Bio-Vrac, Rue de la Drague 18, Sion
Zürich: Fürst-unverpackt, Schaffhauserstrasse 52, 8180 Bülach, 079 447 08 09