Nahtodforschung

Nahtod-Erlebnisse bereichern unser Leben

Medizinstudenten lernen, dass das Bewusstsein vom Gehirn erzeugt wird. Immer mehr Wissenschaftler denken allerdings umgekehrt. Sie sagen, dass das Gehirn eine Vermittlerrolle für das Bewusstsein übernimmt.
Danach verhält es sich mit dem Gehirn wie mit einem Fernsehgerät: Dieses empfängt die ausgestrahlten Programme, stellt sie aber nicht selber her.

Hören und sehen im Koma
Tatsächlich gibt es Hunderttausende Berichte von Menschen aus allen Teilen der Erde, die bewusste Wahrnehmungen während der Zeit ihres klinischen Todes hatten. Also in einer Zeit, in der das Gehirn nach bisheriger Lehrmeinung gar keine bewussten Wahrnehmungen haben kann.
Hinzu kommen zahlreiche Menschen, die auch während eines Komas ausserkörperliche Erfahrungen gemacht haben. Obwohl ihr Körper ‹bewusstlos› war, konnten sie deutlich wahrnehmen, was ihre Angehörigen, die Ärzte und das Pflegeperson sagten und taten.

Licht, Frieden und Liebe
Immer mehr Ärzte und Wissenschaftler sammeln, analysieren und vergleichen Nahtod-Erfahrungen. Dabei haben die Forscher Parallelen entdeckt: Zum Beispiel dass Tausende von Betroffenen aus der ganzen Welt berichten, wie sie ihren irdischen Körper verlassen und in ein unbeschreibliches Licht eintauchen, das sie als ‹reine, bedingungslose Liebe› erleben. Dass sie keinerlei Schmerzen mehr fühlen, von grosser Ruhe erfüllt sind und alles mit einer deutlich erhöhten, geistigen Klarheit wahrnehmen.

Alles ‹dunkel›?
Solche Erfahrungen passen nicht zur Standard-Lehrmeinung. Diese betrachtet Nahtod-Erfahrungen als Halluzinationen, hervorgerufen durch ein letztes, wirres Funken elektrischer Schaltkreise tief im Gehirn, die ums Überleben ringen. Die Nahtod-Berichte passen auch nicht zur herkömmlichen Gehirn-Physiologie, die besagt, dass es innerlich dunkel wird, sobald die elektrische Aktivität des Gehirns erlischt – also wenige Sekunden nach dem Herzstillstand.

Wir wissen zu wenig
Die Meinungen klaffen weit auseinander. Deshalb stellt sich die Frage: Geht es uns darum, alte Konzepte zu verteidigen? Oder wollen wir neue Erkenntnisse gewinnen? Unser Verständnis des menschlichen Bewusstseins vertiefen?
Ja? Dann können wir den Berichten von Nahtod-Betroffenen lauschen, ohne gleich zu sagen: «Du musst dich getäuscht haben!» oder «Das war bestimmt eine Halluzination!».
Wenn wir tatsächlich um Wahrheit bemüht sind, können wir zugeben, dass wir noch viel zu wenig über das menschliche Bewusstsein wissen, um Nahtod-Phänomene naturwissenschaftlich zu verstehen oder zu erklären.
Das wiederum ermöglicht uns, Nahtod-Berichte respektvoll  stehen lassen… und ergebnisoffen weiter zu forschen.

Die Erfahrungen überprüfen
In diesem Sinne können wir auch zur Kenntnis nehmen, dass sich Nahtod-Erlebnisse immer wieder faktisch überprüfen lassen. Der holländische Kardiologe Pim van Lommel berichtet von einem solchen Fallbeispiel: «Ich habe den Fall eines 44-Jährigen dokumentiert, der mit einem Herzstillstand ins Spital eingeliefert wurde. Die Ärzte begannen mit der Reanimation, eine Krankenschwester nahm ihm sein künstliches Gebiss aus dem Mund, um einen Beatmungsschlauch einzuführen. Der Mann überlebte.»

Das Gebiss in der Schublade
«Als der Mann die Krankenschwester eine Woche später wiedersah, konnte er ihr genau beschreiben, in welcher Schublade sie sein Gebiss verstaut hatte. Die Krankenschwester war überrascht, denn zu diesem Zeitpunkt war der Mann tief im Koma gewesen und die Wiederbelebung in vollem Gang. Der Mann hatte sich selbst im Bett liegen sehen und wahrgehommen, wie die Krankenschwester und die Ärzte mit seiner Wiederbelebung beschäftigt waren. Er war sogar in der Lage, korrekt und detailliert sowohl den kleinen Raum zu beschreiben, in dem er wiederbelebt wurde, als auch sämtliche Anwesenden», sagt Pim van Lommel.

Offen bleiben!
Doch können ausserkörperliche Erfahrungen nicht auch bei Migräne, Epilepsie, Psychosen, Drogenkonsum und ähnlichem auftreten? Ausserdem bei der Stimulation des Gehirns mit Hilfe von Elektroden?
Das stimmt, weiss auch Nahtod-Forscher Pim van Lommel. Doch die Forscher könnten lediglich ausserkörperliche ‹Illusionen› schaffen, nicht aber ausserkörperliche Erfahrungen. Letztere seien überprüfbar, sagt Pim van Lommel: «Bei der ausserkörperlichen Illusion hat man das Gefühl, ausserhalb seines Körpers zu sein. Bei der ausserkörperlichen Erfahrung dagegen nehmen die Betroffenen Dinge wahr, die sie eigentlich nicht wahrnehmen können. Ärzte, Krankenschwestern und Angehörige können diese berichteten Wahrnehmungen verifizieren.»

Zum Weiterforschen

Der holländische Kardiologe Dr. med. Pim van Lommel hat in einer 10-jährigen Studie die Nahtod-Erfahrungen von klinisch toten Herzstillstand-Patienten erfasst.
Hier geht’s zum Interview mit Pim van Lommel. Und hier gibt’s einen Blick in van Lommels Buch über Nahtod-Erfahrungen.

Die Journalistin Barbara Hauter lag zwei Monate lang im Koma. Sie berichtet, was sie in dieser Zeit erlebte und wie stark das ihr Leben verändert hat: Zum Youtube-Interview.

DOK von Spiegel-TV über Nahtod-Erfahrungen.

Weitere Videos und Reportagen über Nahtod-Erlebnisse:

Thanatos TV (deutsch)

Coming Home (englisch)

The Other Side (englisch)

Peculiar Stories (englisch)

Interview mit dem Neurochirurgen Dr. Eben Alexander. Er hatte 2008 ein Nahtod-Erlebnis. (englisch)