Der Bayerische Rundfunk hat gemeinsam mit dem LMU Klinikum München und dem Universitätsklinikum Erlangen eine aufwändige Testreihe durchgeführt. Die beteiligten Wissenschaftler wollten herausfinden, unter welchen Gegebenheiten das Singen in Corona-Zeiten gesundheitlich verantwortbar ist.
Die Studie eruierte mittels Messungen, wie sich kleine und größere Tröpfchen aus Mund und Nase – die sogenannten Aerosole – beim reinen Singen, beim Sprechen und beim Singen von Texten im Raum verbreiten.
Die Wissenschaftler bauten dazu zwei Versuchsanordnungen auf. In den beiden Settings ließen sie vom 20. bis 26. Mai 2020 jeweils zehn Probanden aus dem Chor des BR sowie zehn Bläserinnen und Bläser aus dem Symphonieorchester des BR Passagen in verschiedenen Lautstärken singen, sprechen und spielen.
Das erste Setting bestand aus Hochgeschwindigkeitskameras und Laser-Equipment. Diese Geräte untersuchten die größeren Tröpfchen: Wie werden sie von Mund und Instrument abgestrahlt, bei welchen Sprech- oder Gesangspassagen wird die größte Menge an Tröpfchen erzeugt?
Das zweite Setting analysierte die Ausbreitung der winzigeren Aerosole aus Mund und Nase im Raum. Um die Verteilung dieser Kleinstpartikel sichtbar zu machen, inhalierten die Probanden eine Trägerlösung von E-Zigaretten, die dann während und nach der Stimmgebung im hellen Licht sichtbar wurde.
Die Auswertung der Messungen über die abgestrahlten Aerosol-Wolken ergab: Zu ihren Kollegen nach vorne sollten die Chormitglieder einen größeren Abstand einhalten als zur Seite.
Immer vorausgesetzt, dass der Raum permanent gelüftet wird und damit die Aerosole regelmäßig durch Frischluft entfernt werden. Noch besser wären Trennwände zwischen den Sängerinnen und Sängern.
Der mittlere Ausbreitungswert der Aerosole nach vorne betrug weniger als einen Meter für den gesungenen Text. Einige Sänger erreichten allerdings auch Weiten von 1 bis 1,5 Meter.
Fazit? Sicherheitsabstände von 1,5 Metern sind wohl zu gering und Abstände von 2 bis 2,5 Meter sinnhafter. Für die Sicherheit der Sänger ist zudem wichtig, dass die Aerosole permanent aus dem Raum entfernt werden, damit diese sich nicht ansammeln.
„Zur Seite hin fanden wir deutlich geringere Abstände als nach vorne, so dass die Abstände hier geringer gewählt werden könnten, etwa 1,5 Meter. Auch hier gilt die permanente Zufuhr von Frischluft, um die Aerosole aus der Luft zu entfernen“, berichtete Dr.-Ing. Stefan Kniesburges, der die Studie als Strömungsmechaniker begleitete.
Tests mit Mundschutz ergaben, „dass wenn mit chirurgischen Masken gesungen wird, die großen Tröpfchen zwar komplett und die Aerosole zum Teil herausgefiltert werden, ein Teil der Aerosole aber leicht strahlartig nach oben und zur Seite austraten“, berichtet Stefan Kniesburges – weil die Masken an den Seiten und der Nase nicht vollständig dicht abschließen.
Singen mit Maske, so die Erkenntnis, wäre durch die Verminderung der Partikelaustritte eine Option. Bei Kirchen- oder anderen Laienchören dürfte das Singen mit Maske „schon einiges verhindern“.
Für Profichöre dagegen sei die Maske keine wirkliche Lösung, da diese sehr gut artikulieren und jede kleinste Nuance von Klang natürlich benötigten.
Quelle: Aerztliches Journal/LMU Klinikum München