Unsere Lebensweise macht es Igeln schwer, ein sicheres Versteck zu finden. Es kann deshalb sinnvoll sein, eine igelfreundliche Unterkunft im Garten einzurichten. Hier kommen die besten Ideen für nützliche Igelhäuser, preiswert und schnell erstellt.
«Wohnungsnot» für Igel
Ein Haufen Laub, eine wilde Gartenecke, einige schräg gestellte Steinplatten an der Hauswand: Naturfreunde wissen, was Igeln gefällt. Dennoch werden igelgerechte Unterkünfte immer seltener, vor allem solche, die einen langen, ungestörten Winterschlaf und das sichere Aufziehen von Igelbabys ermöglichen. Zum Glück ist es möglich, der zunehmenden «Wohnungsnot» mit einem selbst gebauten Igelhaus entgegenzuwirken.
Trocken, sicher, warm
Das kostet nicht viel und ist mitunter sinnvoller als ein fixfertig gekauftes Igelhaus, welches die Bedürfnisse des Stacheltiers suboptimal abdeckt. Gut zu wissen: Der Igel mag es punkto Wohnen wie der Mensch: trocken, wohltemperiert und vor Feinden geschützt. Wichtig ist auch die Umgebung. Die schönste Igelvilla wird leer bleiben, wenn sie in einem Garten mit «manikürten» Rasenflächen und monotoner Thujahecke steht. Igel sind auf möglichst naturbelassene Gärten mit einem vielfältigen Nahrungsangebot an Käfern, Insekten, Schnecken und Regenwürmern angewiesen.
Passende Standorte
Bevor man nun zum Baumarkt oder in die Werkstatt geht, lohnen ein paar weitere Überlegungen. Wohltemperiert: Das künftige Igelhaus sollte an einem trockenen, aber nicht zu heissen Platz stehen. Beispielsweise an der Nord-, Ost- oder Westwand des Hauses oder unter einem erdgeschossigen Balkon respektive einer Veranda. Auch der Fussbereich eines immergrünen Strauches oder einer Tanne ist ein passender Ort. Wird ein Igelhaus zu stark besonnt, etwa an einer Südmauer, führt das häufig dazu, dass der kleine Bewohner zu früh aus dem Winterschlaf erwacht und hungrig durch die Gegend irrt.
Richtig isoliert
Auch eine geeignete Isolation, speziell von Winterhäusern, ist zu beachten. Ideal sind Holzkonstruktionen mit einer ausreichend dicken «Innenausstattung» aus Stroh, das wärmend und feuchtigkeitsausgleichend wirkt. Kleinstrohhäcksel und Heu sind weniger geeignet (letzteres, weil es zu rasch schimmelt).
Regenfest und leicht erhöht
Weder Regenwasser noch Bodenfeuchtigkeit dürfen in den Unterschlupf eindringen. Das lässt sich gewährleisten, indem man neben der Wahl eines trockenen Standorts ein paar zusätzliche Massnahmen berücksichtigt: Das Eingangsloch nach der regenabgewandten Seite ausrichten und die Konstruktion mit einem überspringenden Dach abdecken. Ein Holzdach wird idealerweise mit einer Plastikplane umwickelt, deren Regenrand mindestens 20 bis 30 Zentimeter entfernt vom Eingang abtropft. Um Feuchtigkeit aus dem Erdreich fernzuhalten, sollte das Häuschen leicht erhöht auf einer Gartenplatte oder einer soliden Holzplatte mit Leisten stehen.
Unten sichern, vorne verwinkeln
Hund, Fuchs, Marder und Dachs sind die Hauptfeinde des Igels. Der beste Schutz vor diesen Tieren ist ein Refugium, das weder ausgegraben noch umgestossen werden kann. Konkret: Zum Erdreich hin braucht das Häuschen einen durchgehenden Boden, damit sich «Meister Reineke» nicht von unten her hineingraben kann. Wichtig ist auch das Sichern des Dachs mit einem schweren Gegenstand (grosser Stein, Gartenplatte). Hinzu kommt ein verwinkelter Eingangsbereich, der vor hungrigen Schnauzen und ausgefahrenen Krallen schützt.
Wann kommt der Igel?
Ist das Igelhaus fertig und an einem passenden Ort platziert, braucht man nur noch eins: Geduld. Denn es kann durchaus etwas dauern, bis das Häuschen entdeckt wird. Ist es aber einmal gefunden und fühlt sich der Bewohner in seiner neuen Umgebung wohl, wird es nicht so rasch wieder aufgegeben – zumal Igel auf ihren ausgedehnten Wandertouren auch immer wieder gerne in «altbekannte» Wohnungen zurückkehren.
Mindestens 500 gr schwer
Mitunter sind Tierfreunde versucht, einen Igel durch regelmässiges Füttern im eigenen Garten zu halten. Fachleute empfehlen das aber nur in Ausnahmefällen: «Jungigel sollten im Herbst mindestens 500 Gramm schwer sein», erklärt Simon Steinemann. «Ist das Tier leichter oder sieht es ausgehungert aus, kann man ihm für eine begrenzte Zeit täglich einen Napf mit 120 bis 150 Gramm nassem Katzenfutter vorsetzen, bei Bedarf kombiniert mit ein paar Löffeln Trockenfutter.» Denn Igel fressen oft etwas mehr als Katzen, sie verwerten das Futter aber schlechter. Simon Steinemann: «Sobald der Igel schwer genug ist, soll man das Füttern einstellen. Der Igel wird dann von alleine in den Winterschlaf wechseln.»
Im Schlafhaus nicht füttern!
Und wie schafft man es, dass das Futter auch tatsächlich durch den (nachtaktiven) Igel und nicht etwa durch die eigene Katze verputzt wird? Möglich wird das dank eines Futterhauses, wie Simon Steinemann erklärt: «Eine zweite, offene Kiste, die neben das Schlafhaus gestellt wird. Darin sollten nur der Futternapf und eine Schale Wasser stehen.» Keinesfalls sollte man Futter oder Wasser in das Schlafhaus hinein stellen! Das Igelhaus wäre innert kurzer Zeit verkotet, weil Igel beim Fressen gerne «pfüfeln». Aus diesem Grund empfiehlt es sich auch, das Futterhaus von Zeit zu Zeit ein wenig zu versetzen. Und da Igel mitunter Flöhe und Zecken haben, sollte das komplette Häuschen einmal im Jahr gründlich gereinigt und das Nestmaterial ersetzt werden.
Wohlig unter Laub und Ästen
Das Igelzentrum Zürich hat jahrlang unterschiedliche «Igelhaus-Wohnungen» getestet, darunter Laubhaufen. Erkenntnis: «Ein Laubhaufen fällt mit der Zeit in sich zusammen und verpappt, so dass der Igel kaum mehr hindurchkommt», weiss Igelexperte Simon Steinemann. «Doch man kann einen Laubhaufen auch so gestalten, dass er auf Dauer bewohnbar bleibt und der Igel im Inneren stets einen trockenen Hohlraum vorfindet.» Und so geht’s:
– Eine trockene, schattige Stelle im Freien aussuchen, wo sich kein Wasser sammeln kann. Den Boden des Standorts etwas erhöhen (z.B. mit Holzschnitzel, Sand/Kies, Brett).
– Mit Hilfe von Stämmen, Ästen oder Spalthölzern eine Konstruktion errichten, die im Zentrum einen Hohlraum von 30 x 30 x 30 cm aufweist. Mit viel Laub zudecken.
– Bei Bedarf zusätzlich mit einer Plastikplane abdecken.
– Mit Tannenzweigen oder sonstigen Ästen beschweren.
– Wichtig: Den Ast-Laub-Haufen nach rund einer Woche zusätzlich mit Laub eindecken und danach jeden Herbst von Neuem.
Nützlicher Gartenpolizist
Der Igel zählt zu den Insektenfressern, ist in Gärten und Parks, im Wald und auf Feldern daheim. Zu seiner Leibspeise zählen Würmer, Larven, Spinnen und eine Vielzahl an Insekten. Dass die stacheligen Gefährten zudem gerne Schnecken fressen, wird das Herz von Gartenfreunden entzücken. Bei seinen nächtlichen Streifzügen sorgt der Igel auf besondere Weise für «Ordnung» und gilt darum als «grüne Gartenpolizei».
Das perfekte «Chalet»
In der Weinabteilung von Supermärkten bekommt man gratis ausrangierte Weinkisten. Eine solche Kiste – etwa in der Normgrösse 30 mal 24 mal 21 Zentimeter – lässt sich mit wenigen Handgriffen zu einem perfekten «Sommerchalet» für Igel umbauen:
– Mit der Kreis- oder Stichsäge ein kreisrundes Loch von maximal 10 mal 10 Zentimeter Durchmesser in eine Seitenwand schneiden.
-Den Schlafraum mit einem Einschubbrett vom Eingangsbereich abtrennen. Das Einschubbrett seitlich oder direkt gegenüber des Lochs befestigen! Auf diese Weise entsteht ein separates, mindestens 15 Zentimeter breites «Entrée». Optimal ist zudem eine verschraubte statt geleimte Trennwand.
– Das Schlafzimmer mit Stroh füllen und leicht andrücken. Ist reichlich Stroh vorhanden, wird der Igel kein zusätzliches oder doch wesentlich weniger Nestmaterial herbeischaffen, das die «Innenausstattung» befeuchten und damit schimmeln lassen kann.
– Das Igelhaus mit der offenen Seite nach oben auf eine Dachlatte, eine Steinplatte oder kleine, flache Holzstücke bzw. Steine stellen. Ein solcher Unterbau hält unvorteilhafte Bodenfeuchtigkeit fern.
– Das Häuschen mit einer Gartenplatte oder einem grossen, in Plastik gewickelten Brett zudecken. In jedem Fall sollte das Dach deutlich über das Eingangsloch hinausragen, damit es nicht zur Tür reinregnet! Zudem ist darauf zu achten, dass die Tropfkante der Plastikplane weit genug vom Eingang weg herunterhängt.
-Das Dach gut sichern, indem man einen grossen Stein, eine Gartenplatte oder einen anderen schweren Gegenstand darauf legt.
Kuschelige «Winter-Villa»
Die Masse des beschriebenen Sommerhauses reichen zur Not auch für ein Winterschlafhaus. Dennoch empfehlen Igelfachleute für den Winter etwas grössere Schlafhäuser: «Optimal ist eine Unterkunft mit einem inneren Hohlraum von 30 mal 30 mal 30 Zentimeter», erklärt Simon Steinemann vom Igelzentrum Zürich. «Ein solcher Hohlraum lässt sich dann mit ausreichend wärmendem Nestmaterial füllen.» Und: «Das Eingangsloch sollte auch beim Winterhaus maximal 10 mal 10 Zentimeter gross sein. Durch ein solches Loch kommt selbst der grösste Igel hindurch!» Besonders einfach lässt sich ein «Sommerhaus» zum Winterhaus umfunktionieren, indem man eine zweite Weinkiste mit der ersten verschraubt oder beide Kisten mittels eines Spannsets fixiert. Noch perfekter wird das Winterhaus, wenn man es von Grund auf selbst schreinert. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung hierfür bietet das Igelzentrum Zürich.
Ein Haus aus Stein
Weniger «kuschelig», aber ebenfalls nützlich sind Igelhäuser aus Backsteinen, Verbundsteinen oder Gartenplatten. Voraussetzung hierfür ist, dass die Steine absolut stabil aufgebaut werden. Der Innenbereich sollte den obligaten Hohlraum von 30 mal 30 mal 30 Zentimetern aufweisen, der Eingang 10 mal 10 Zentimeter offen stehen. Zur Abdeckung des Bodens empfiehlt sich eine Gartenplatte, darüber ein Stück Plastik (Nässesperre) und ein dickes Holzbrett. Zuoberst kommt ausreichend Stroh, damit sich der Igel lauschig einnesten kann. Auch Steinhäuser werden mit einem sicheren Dach befestigt.
Igelhaus selber bauen
Bei diesem selbstgeschreinerten Igelhaus mit perfekt verwinkeltem Eingang fehlt nur noch der Boden. Damit sich Meister Reinecke nicht von unten her an den Igel rangraben kann! Auf den geschlossenen Holzdeckel gehört ein schweres Gewicht. Zum Beispiel eine Gartenplatte oder ein grosser Stein.
> Bauanleitungen für perfekte Igelhäuser aus Holz und Stein (PDF Download).
Laubhaufen für Igel: auf das Innenleben kommt es an!
Für Igel dauerhaft bewohnbar werden Laubhaufen, indem man im Innern des Haufens eine Konstruktion aus Stämmen, Ästen oder Spalthölzern errichtet (mind. 30 x 30 x 30 cm). Den Laubhaufen mit Tannenzweigen oder Ästen beschweren. Im Herbst mit neuem Laub eindecken.
> Weitere Tipps für perfekte Igel-Laubhaufen (PDF Download).
Sieht ein Igel im Herbst ausgemagert aus (weniger als 500 gr Körpergewicht), sollte man ihm eine Zeit lang täglich bis 120 bis 150 Gramm nasses Katzenfutter hinstellen. Bei Bedarf noch ein paar Löffel Trockenfutter dazu. Ist der Igel dick genug, nicht mehr füttern! Damit er auch sicher in den Winterschlaf fällt.
Broschüre des Igelzentrums Zürich (PDF Download). Die Broschüre beschreibt, wie man den Garten rundum igelfreundlich gestaltet.
Auf der Website des Igelzentrums Zürich steht viel Wissenswertes über die Bedürfnisse des Igels. Dort findet man auch praktische Bauanleitungen für igelfreundliche Behausungen und viele weitere hilfreiche Informationen.