Fieber, eine potente Waffe gegen Viren

Warum ist Fieber eine machtvolle Waffe gegen Viren und Bakterien?

Das Immunsystem ist nicht „naiv“

Man könnte in der Coronapandemie den Eindruck gewinnen, das menschliche Immunsystem sei naiv, wenn es um die Bekämpfung von Viren geht.
Das ist natürlich nicht der Fall. Unser mmunsystem sammelt seit der Zeit des Homo erectus Erfahrungen. Also seit über zwei Millionen Jahren. Es ist ein enorm komplexes System, bewunderungswürdig intelligent und schlagkräftig.

Die Reinigungswirkung blockieren?

Des Menschen Kenntnis über das Immunsystem sind nach wie vor sehr lückenhaft. Das hat mitunter Massnahmen zur Folge, die sich behindernd statt fördernd auf Heilungsprozesse auswirken.
Nehmen wir das Fieber. Es wurde vom menschlichen Körper als machtvolle Waffe gegen Krankheitserreger wie zum Beispiel Viren und Bakterien entwickelt. Trotzdem wird Fieber sehr häufig durch Medikamente im Keim erstickt, bevor es seine Reinigungswirkung voll entfalten kann.

Immunzellen werden effizienter

Was hat es mit dieser Reinigungswirkung auf sich? Wenn das Gehirn die Temperatur hochfährt, bewirkt die erhöhte Hitze, dass sich die Krankheitserreger langsamer vermehren oder ihre Reproduktion ganz einstellen. Viele Viren reagieren empfindlich auf hohe (Körper-)Temperaturen. Für das Influenza-Virus aus der Corona-Familie ist dies nachweislich der Fall, für das neue Coronavirus SARS CoV-2 möglich.
Studien zeigen, dass Fieber sowohl das angeborene als auch das erworbene Immunsystem stimuliert. Der Fluss von Lymphe und Blut beschleunigt sich, viele Immunzellen arbeiten effizienter, beispielsweise die neutrophilen Granulozyten und die Lymphozyten (T-Zellen).

Fieber, eine potente Waffe gegen Viren

Heilende Hyperthermie

Fieber ist eine so intensive Massnahme,  dass die integrative Medizin seit langer Zeit erfolgreich mit der „Ganzkörper-Hyperthermie“ bzw. der „passiven Fiebertherapie“ arbeitet. Dabei wird die Körpertemperatur unter ärztlicher Kontrolle während ein bis zwei Stunden auf 38,5 bis 40 Grad Celsius erhöht.
Auch in der Krebsbekämpfung kommt die Hyperthermie zum Einsatz. In erster Linie an ganzheitlich ausgerichteten Kliniken, seit ein paar Jahren jedoch auch vermehrt an schulmedizinischen Krankenhäusern, zum Beispiel an diesen fünfzehn Spitälern in der Schweiz. 

Das Immunsystem funktioniert!

Wenn der Körper mit Fieber auf ein pathogenes Virus reagiert, ebedeutet das zunächst einmal: Das Immunsystem ist funktionstüchtig! Das Gehirn hat die Körpertemperatur hochgefahren, um die Eindringlinge durch Hitze zu schädigen.
Doch was geschieht dann? Wir lassen das Fieber selten für uns arbeiten. Stattdessen wird es raschmöglichst mit einem fiebersenkenden Medikament unterdrückt. Obwohl wissenschaftliche Studien belegen, dass fiebersenkende Mittel die Sterberate bei Influenza erhöhen können.

Appetitlos, ja gerne!

Wer Fieber hat, fühlt sich schlapp und appetitlos. Auch das ist sinnvoll. Das Unwohlsein zwingt den Kranken, seinen Körper vor zusätzlichen Belastungen zu schützen. Mehr zu schlafen und die eigenen Ressourcen in den Heilungsprozess zu stecken. Statt in Arbeit, Fernsehen oder Verdauungsarbeit.

Schaden und Nutzen abwägen

Heilungsprozesse werden durch eine Vielfalt von Faktoren beeinflusst. Deshalb kann man nicht sagen,  Fieber solle „niemals“ unterdrückt werden. Bei Kindern, die zu Krämpfen neigen, oder bei Erwachsenen mit bestimmten Vorerkankungen, kann es sinnvoll sein, Fieber weise zu senken. Es geht letzten Endes immer darum, einen möglichen Nutzen oder Schaden sorgfältig abzuwägen.

Mit Hitze gegen Infektionen

Bis zur antibiotischen Ära war das Wissen von der Heilkraft des Fiebers weit verbreitet. Das ärztlich begleitete Schwitzbad oder „Überwärmungsbad“ hatte sich zu einer wahren Kunst entwickelt. Die Ärzte erzielten damit große Heilerfolge – auch in der Behandlung von Infektionskrankheiten. Ein Teil dieses beachtlichen Wissens gelangt noch heute in naturheilkundlich orientierten Kliniken zur Anwendung.

Haut, Leber, Lunge und Nieren als „Entgifter“

Den gesundheitlichen Nutzen des Schwitzbads verdanken wir der Haut. Sie ist neben Leber, Lunge und Nieren das wichtigste Reinigungsorgan des Körpers. Ihre natürliche Fähigkeit, wasser- und fettlösliche Schadstoffe auszuscheiden, wird im Schwitzbad um ein Vielfaches gesteigert. Das Wärmebad zwingt die Blutkapillaren zu einer Heilgymnastik: Die Kapillaren weiten sich. Es kommt zu einer intensiven Mehrdurchblutung von Haut, Bindehaut und inneren Organen.

Erreger werden vernichtet

Schad- und Krankheitsstoffe werden aus dem Bindegewebe gezerrt, vom beschleunigten Blutstrom mitgerissen und ständig weiter getrieben, bis sie über Haut, Nieren, Leber oder Lunge zur Ausscheidung gelangen. Dabei vernichtet die Naturarznei aus Wasser und Wärme eine Vielzahl von hitzeempfindlichen Krankheitserregern.

Bad ist nicht Bad

Wiederholt durchgeführt – d.h. einmal monatlich bis mehrmals wöchentlich – kann das Schwitzbad bei zahlreichen gesundheitlichen Beschwerden helfen. Von hartnäckigen Muskelverspannungen über die Grippe-Prophylaxe bis zu Erkältungskrankheiten und chronischen Hautbeschwerden.
Trotzdem ist Bad nicht gleich Bad. Das zeigt die hochentwickelte Hydrotherapie nach Sebastian Kneipp eindrücklich: Jede Wasseranwendung hat ihre eigene Wirkungsweise. Sie wird durch  Wassertemperatur, Dauer und Art der Durchführung beeinflusst. Das ist beim Schwitzbad genauso.

Das Schwitzbad vorbereiten

Lindenblütentee intensiviert die Entgiftung

Ein Schwitzbad „light“ läßt sich zu Hause durchführen. Idealerweise am Abend, zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen. Aber nie auf einen gefüllten Bauch!
Trinken Sie vor dem Baden ein bis zwei Tassen Linden- oder Holunderblütentee. Das intensiviert den Schwitzvorgang.
Entleeren Sie vor dem Baden bitte Blase und Darm. In der Naturheilpraxis wird der Dickdarm vor dem Schwitzbad sogar mit einem Einlauf entleert. Das steigert die Entgiftungswirkung des Bades.

Wann ein Halbschwitzbad?

Das Halbschwitzbad ist ein einfach durchzuführendes Bad. Es wird in aller Regel auch von älteren Personen sehr gut vertragen. Wie der Name sagt, handelt es sich dabei um ein „halbes Bad“.
So funktioniert das Halbschwitzbad: Lassen Sie etwa 20 Zentimeter hoch warmes Wasser in die Badewanne einlaufen. Die Temperatur sollte 37 °C nicht übersteigen (Badethermometer).
Der Grund: Ist das Wasser von Anfang an zu heiss, ziehen sich die Poren zusammen. Das behindert den Entschlackungsprozess. Setzen Sie sich also in die Wanne und lassen Sie währen 10 bis 15 Minuten immer mehr heißes Wasser zulaufen.

Der Nabel ist die Grenze

Wichtig: Das Wasser sollte nicht höher als bis zum Nabel reichen. Falls es höher steigt, lassen Sie zwischendurch etwas Wasser ablaufen. Warum eine Nabelgrenze? Sie lenkt das Blut in den Unterkörper und entlastet somit das Herz.
Das Bad wird Ihnen zu heiß? Dann drehen Sie den Wasserhahn zu und warten einen Augenblick. Sobald Sie sich an die Temperatur gewöhnt haben, lassen Sie wieder heißes Wasser zulaufen.

Wozu eine Unterwasserbürste?

Badebürste intensiviert die abwehrsteigernde Wirkung von Schwitzbädern
Um die Durchblutung der Haut und der darunter liegenden Gewebe und Organe zusätzlich anzukurbeln, kann man Beine, Kreuzbein und Bauch sanft bürsten.
Die Haut darf sich dabei ruhig röten. Sie ist ein robustes Organ, das kräftige Drainagen verträgt.
In der naturheilkundlichen Klinik ist das Abbürsten Standard. Auch weil es den Patienten «beschäftigt» hält und die Hitze erträglicher macht.

Wie heiss darf das Wasser sein?

Schwitzbad stärkt die Abwehrkraft gegen Viren und Bakterien

Beim Schwitzbad in den eigenen vier Wänden ist die Höchsttemperatur nach 15 Minuten erreicht. Wie hoch das Badethermometer klettert, hängt vom persönlichen Körpergefühl und Wohlbefinden ab. Das Wasser sollte sich zwar heiß, aber „nicht unangenehm heiß“ anfühlen und keinesfalls 40 bis 41 °C übersteigen.

20 Minuten reichen!

Mit dem Timer ein abwehrstärkendes Hitzebad nehmen

Falls Sie ein unangenehmes Herzklopfen, Unwohlsein oder Schwindel spüren sollten, ist das Wasser entweder zu heiss oder Sie haben die Temperatur zu rasch gesteigert.
Lassen Sie sofort kaltes Wasser nachlaufen. Grundsätzlich sollten Schwitzbäder in Anwesenheit einer zweiten Person durchgeführt werden, die bei Bedarf helfen kann.
Nach Erreichen der individuellen Höchsttemperatur verweilen Sie weitere drei bis fünf Minuten im Wasser, insgesamt also etwa 20 Minuten.

Im Bett nachdünsten

Steigen Sie aus der Wanne, trocknen Sie sich ab und schlüpfen Sie in einen Bademantel. Dann ab ins Bett, wo Sie mindestens 30 Minuten (besser 60) „nachdünsten“.
Diese Phase, auch „Trockenpackung“ genannt, steigert die schweißtreibende Wirkung des Schwitzbades erheblich. Dass das Reinigungsorgan Haut auf Hochtouren arbeitet, werden Sie spätestens dann merken, wenn Ihnen der Schweiss nach fünf bis zehn Minuten aus den Poren rinnt.

„Trockenpackung“?

Für eine Trockenpackung müssen Sie richtig gut eingepackt sein: Unter dem Körper zwei grosse Frottéetücher und ein Leinentuch ausbreiten, die den austretenden Schweiß auffangen. Über dem Körper ein weiteres Leinentuch, darüber zwei Wolldecken und eine Daunendecke.
Auch Hals und Kopf müssen «luftdicht» verpackt sein, damit keine Wärme entweicht. Nur das Gesicht soll herausschauen!
Jetzt brauchen Sie nichts mehr zu tun, als in Ihrer warmen Betthöhle vor sich hin zu dösen und an etwas Angenehmes zu denken. Zum Beispiel daran, dass gerade gegen drei Millionen Schweißdrüsen eine Menge Schad- und Giftstoffe aus Ihrem Körper leiten, die Sie auf normalem Weg nicht so rasch losgeworden wären.

Gründlich nachreinigen

Nach dem Überwärmungbad alle ausgeschiedenen Schlacken runterduschen

Nach 30 bis 60 Minuten den eigenen Dunstkreis verlassen und sich unter die Dusche stellen. Wasser und Seife entfernen alle verbleibenden fett- und wasserlöslichen Schadstoffe von der Haut. Nach Bedarf nochmals eine Tasse Kräutertee oder Wasser mit Zitronensaft trinken, um die Flüssigkeitsreserven aufzufüllen. Das wunderbare Gefühl einer solchen «Generalreinigung» dürfte Sie wunderbar schlafen lassen!

Kein Überwärmungsbad für wen?

Wer ein gesundes Herz und einen intakten Kreislauf hat, kann das Halbschwitzbad in ein Ganzschwitzbad verwandeln. In diesem Fall legen Sie sich bis unters Kinn ins Wasser. Eine kalte Kompresse auf der Stirn reduziert den Blutandrang in den Kopf.
Da dieses Schwitzbad noch intensiver wirkt als das Halbschwitzbad, müssen Sie die Signale Ihres Körpers besonders aufmerksam beobachten und das Bad nach spätestens 15 Minuten verlassen.
Kontraindiziert – als „verboten“ – sind sowohl Halbschwitzbad als auch Ganzschwitzbad bei defekten Venen, Venenentzündungen und Venenthrombosen.

Dieser Beitrag wurde in der Schweizer Zeitschrift Gesundheitsnachrichten publiziert, Ausgabe 2/2006.
Letztmals aktualisiert: 7.12.2021
© Petra Horat 


Wozu ein hyperthermisches Fussbad?

Hyperthermisches Fussbad kann die Abwehrkraft steigern

Richtig durchgeführt können Halb- und Ganzschwitzbäder die Abwehrkraft gegen Viren und Bakterien bemerkenswert steigern.
Manchmal sind sie aber kontraindiziert, also nicht anwendbar. Zum Beispiel bei Krampfadern.
Was tun? Man kann auf ein hyperthermisches Fußbad ausweichen. Es steigert die Abwehrkraft ebenfalls, wenn auch sanfter.
So geht’s: Wasser von 35 °C in die Badewanne laufen lassen, bis Ihre Fußsohlen im Wasser stehen. Während 15 Minuten immer heißeres Wasser zulaufen lassen. Die Temperatur sollte 39 °C erreichen (Badethermometer). Wichtig ist, dass das Wasser nicht bis zu den Waden hochsteigt, sondern in Knöchelhöhe bleibt. Bei Bedarf zwischendurch wieder etwas Wasser ablaufen lassen.


Was tun, wenn Überwärmungsbäder „tabu“ sind?

Es gibt Risikogruppen, für die weder ein hyperthermisches Fußbad noch ein Halb- oder Ganzkörper-Schwitzbad in Frage kommen: Personen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden sowie Patienten, die frisch operiert, stark geschwächt oder erschöpft sind. Außerdem Menschen mit Fieber.
Sie können jedoch auf sanftere Entschlackungsmethode ausweichen. Zum Beispiel auf Waschungen nach Kneipp.


Auf ärztliche Verordnung

Sehr intensive Schwitz- bzw. Überwärmungsbäder werden nur auf ärztliche Verordnung hin und in physiotherapeutischer Begleitung durchgeführt.
Das gilt erst recht für das Schlenzbad, das bis 60 Minuten dauern kann. Es ist nach der Österreicherin Maria Schlenz benannt, die mit ausgedehnten Vollbädern und Nachschwitzen spektakuläre Heilerfolge erzielte. Letzteres hatte u.a. zur Folge, dass auch die Universitätsklinik Innsbruck Schlenzbäder anzuwenden begann.