Eine ganzheitliche Tinnitus-Behandlung kann die Lebensqualität stark steigern. Eine solche Behandlung setzt auf ein ganzheitliches Stressmanagement und eine angepasste Ernährung. Was sagen die moderne Tinnitusforschung und die jahrtausendealte Chinesische Medizin zum Tinnitus?
Die Ursachenforschung zum Tinnitus beginnt mit der Erkenntnis, dass der Tinnitus nicht durch das Ohr ausgelöst wird. Nicht das summende oder brummende Innenohr ist also verantwortlich für den Tinnitus, sondern Gehirn und Nervensystem. Das gilt auch für einen Tinnitus, der nach der Schädigung von Hörzellen auftritt; beispielsweise nach einem lauten Knall, einer Explosion oder anderen massiven Geräuscheinwirkungen.
Warum aber geht die moderne Forschung davon aus, dass das Gehirn zuständig für einen Tinnitus ist? Ganz einfach: Weil es Aufgabe des Gehirns ist, Geräusche im Kopf wegzufiltern.
Dazu muss man wissen, dass in jedem Kopf fortlaufend Geräusche entstehen. Auch im Kopf von Menschen, die keinen Tinnitus haben. In jedem Kopf entstehen beispielsweise akkustische Impulse, wenn Hörzellen absterben. Das Gehirn filtert diese Geräusche normalerweise weg. Es betrachtet sie als unwichtig.
Die Frage ist also: Warum können Tinnitus-Betroffene einen Teil der körperinternen Geräusche hören?
• Der Grund liegt im hörverarbeitenden System. Genauer gesagt, im Zusammenspiel von vegetativem Nervensystem, Hörzentrum und lymphatischem Nervensystem.
• Vor allem das lympathische Nervensystem ist auf besondere Weise an der Entstehung eines Tinnitus beteiligt, weil es Gefühle und Emotionen verarbeitet und bewertet.
Das erklärt, warum Tinnitus-Betroffene, die ihrem Ohrgeräusch keine Bedeutung beimessen oder es sogar positiv assoziieren, wesentlich leichter mit ihrem Ohrgeräusch umgehen und es mit der Zeit sogar ganz ausblenden.
Ich erinnere mich an einen Mann mit starkem Tinnitus, der von sich sagt: „Mein Tinnitus stört mich überhaupt nicht! Er erinnert mich an die Glöcklein eines tibetischen Klosters.“
• Hand aufs Herz: Würde Sie ein Tinnitus stören, wenn er Sie an etwas besonders Angenehmes oder Beruhigendes erinnert? Beispielsweise an einen Menschen, der Sie innig liebt? Oder daran, dass Sie in einem Jahr zehn Millionen Euro gewinnen werden?
In diesem Sinne sagt der deutsche HNO-Arzt und Tinnitus-Experte Dr. Uso Walter: „Nicht der Tinnitus ist das Problem. Das Geräusch ist harmlos, es tut ja nichts! Man sollte lernen, den Tinnitus umzudeuten.“
Das ist leichter gesagt als getan. Wie soll das denn gehen? Tinnitus-Spezialist Uso Walter hat beobachtet, dass viele Tinnitus-Patienten von einer begleiteten Verhaltenstherapie profitieren. Er bietet deshalb einen Online-Kurs für Tinnitus-Betroffene an (siehe Dr. Walters Youtube-Kanal „Tinnitus-Sprechstunde“).
Verhaltenstherapie hin oder her: Experten sind sich einig, dass vermehrte Entspannung sehr wichtig für Tinnitus-Betroffene ist. Sowohl Schulmedizin als auch Ganzheitsmedizin empfehlen bei Tinnitus durchgängig Entspannungsmethoden. Weil feststeht, dass Tinnitus immer stress-mitbedingt ist. Sind Sie selber von einem Tinnitus betroffen? Dann kann es Ihnen helfen, sich körperlich und psychisch tiefer und regelmässig zu entspannen. Suchen Sie sich einen wohltuenden Arbeitsplatz, falls Sie noch keinen haben sollten. Und umgeben Sie sich privat mit Menschen, die Ihnen wirklich gut tun.
Die Erfahrung zeigt, dass eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Tinnitus zu einer bereichernden Entdeckungsreise werden kann. Aus folgenden Gründen:
• Manchen Tinnitus-Betroffenen wird bewusst, dass sie sich seit Jahren zu viel aufbürden und sich chronisch zu wenig Ruhe gönnen.
• Andere entdecken Selbsthilfemethoden, die ihr Wohlbefinden nachhaltig steigern. Zum Beispiel das TrophoTraining, Qigong, fraktale Musik oder tägliche Spaziergänge in der Natur mit ihren beruhigenden Lauten und wohltuenden visuellen Eindrücken.
• Wieder andere lernen, belastende Denkmuster aufzulösen – beispielsweise mit einer Methode wie „Free the Limbic“ (ROMPC).
• Manche Tinnitus-Betroffene beginnen zudem, ihre Vergangenheit aufzuräumen: Sie machen sich verdrängte Konflikte bewusst und lösen sie auf. Zum Beispiel mit Hilfe einer Traumtherapie nach Carl Gustav Jung. Der geniale Begründer der entdeckte, dass das Unterbewusstsein alle möglichen Probleme lösen hilft, wenn man bewusst mit ihm zusammenarbeitet. Das ist auch für Tinnitus-Betroffene interessant, denn die Erfahrungsmedizin zeigt, dass ein Tinnitus mit verdrängten Konflikten zusammenhängen kann.
• Wieder andere Tinnitus-Betroffene entdecken, dass ihr Tinnitus muskulär mitbedingt ist. Mit anderen Worten: Er kann das Ergebnis einer jahrelangen Fehlhaltung am Computer sein! (Videolink einer erfolgreichen Behandlung von muskulärem Tinnitus am Ende dieses Beitrags)
• Manche Tinnitus-Betroffene entschliessen sich zu einer Gehörschulung (Tinnitus-Retrainig). Diese ermöglicht, auf andere Höreindrücke zu achten statt auf den lästigen Tinnitus.
• Und manche Tinnitus-Betroffene kümmen sich bewusster um ihre Ernährung. Beispielsweise, weil die chinesische Medizin (kurz TCM) auf einen Zusammenhang zwischen Tinnitus und den Ernährungsgewohnheiten hinweist.
Die TCM denkt in Energiesystemen. Sie betrachtet den Tinnitus als Folge eines energetischen Ungleichgewichts – besonders oft von Nieren, Leber und Gallenblase.
Die TCM-Medizin hat entdeckt, dass sich die „Nieren in die Ohren öffnen“. Das heißt, dass Ohrenprobleme auf ein Ungleichgewicht in den Nieren hinweisen können. Zum Beispiel auf einen Yin-Mangel in den Nieren. Ein solcher wird in der chinesischen Medizin auch bei Schwerhörigkeit beobachtet.
Mindestens so häufig ist Tinnitus laut chinesischer Medizin auf ein energetisches Ungleichgewicht von Leber und Gallenblase zurückzuführen. Das Ohrgeräusch kann abklingen, wenn Leber und Gallenblase angemessen therapiert werden. Dies geschieht beispielsweise mit Hilfe bitterer, leberstärkender Heilpflanzen und mit einer optimierten Ernährung.
Laut TCM gibt es zudem Mischformen von Tinnitus, an denen unter anderem die Milz-Energie beteiligt ist. Wer sich näher dafür interessiert, sollte sich von einem erfahrenen TCM-Therapeuten beraten lassen. Eine sorgfältige Diagnostik ist wichtig. Auch der Zustand der Zunge, der Haut, der Stimme, der Mimik, der Körperhaltung und der Gestik gibt dem Therapeuten wichtige Hinweise. Für eionen kompetenten TCM-Therapeuten sind zudem viele weitere Symptome von Bedeutung. Beispielsweise die Qualität des Schlafs, die Verdauung und die allgemeine Leistungsfähigkeit.
Die TCM beachtet auch die Art des wahrgenommenen Geräuschs. Als Faustregel gilt:
• Hohe, pfeifende oder piepsende Geräusche hängen meistens mit der Leber zusammen.
• Ein tiefer Tinnitus, der auch „rauschend“ wirken kann, weist häufig auf einen nierenassoziierten Tinnitus hin.
• Manche Patienten haben mehrere Tinnitusgeräusche, sowohl hohe als auch tiefe. Hier können beide Organsysteme betroffen sein.
Nützliche Hinweise zur Ursache des Tinnitus kann auch der Zeitpunkt des Beginns liefern. Wie verhält es sich denn damit:
• Sind die ersten Ohrgeräusche eines Tages plötzlich, also „aus heiterem Himmel“, aufgetreten? Das weist aus Sicht der TCM eher auf ein Ungleichgewicht der Leber hin.
• Hat sich der Tinnitus schleichend und allmählich entwickelt? Dann dürfte die Ursache eher in einem energetischen Ungleichgewicht der Niere liegen.
Die TCM unterstreicht, dass bestimmte Gedanken und Emotionen den Energiefluss in Leber und Niere beeinträchtigen können. Danach weisen Leber-Typen (hoher Tinnitus) häufig folgende Eigenheiten auf:
• Sie sind überduchschnittlich leistungsorientiert.
• Sie neigen dazu, sich und andere übermäßig unter Druck zu setzen. Oder gehen davon aus, ohne Hilfe zurechtkommen müssen.
Aus TCM-Sicht geht der leberinduzierte Tinnitus einher mit einem Zuviel an Energie bzw. übermäßiger „Hitze“. Diese energetische Hitze steigt von der Leber in den Kopf hoch und verursacht dort Tinnitus, Hörsturz oder Kopfschmerzen.
Die TCM hat beobachtet, dass die Emotion der Angst besonders stark auf die Nieren einwirkt. Außerdem, dass Angst die Lebensenergie nach unten leitet. Nicht ohne Grund sagt die Weisheit des Volksmunds: „Sich vor Angst in die Hosen machen.“
• Angst, Schock und Trauma können die Nieren und ihr Partnerorgan, die Blase, schwächen.
• Auslöser können auch weit zurückliegende Erfahrungen von Angst, Konflikten und Traumata sein, die sich erst jetzt körperlich manifestieren.
• Die Schwächung der Nierenenergie kann zu einem (tiefen) Tinnitus und Schwerhörigkeit führen.
Beim leberinduzierten Tinnitus geht es darum, mit Hilfe der Ernährung Hitze aus dem Kopf abzuleiten. Folgende hitzebildenden Lebensmittel und Getränke sind zu meiden:
• Frittiertes
• Alkohol
• Schwarztee
• scharfe Gewürze (Chili, Ingwer, Pfeffer, Zimt usw.)
• rotes Fleisch
• scharfe Gewürze wie Zwiebel, Lauch und Knoblauch.
Aus Sicht der chinesischen Medizin leiten bestimmte Nahrungsmittel Hitze besonders effektiv aus dem Kopf ab. Vor allem Gemüse wirkt (mit wenigen Ausnahmen) neutral bis kühlend auf den Körper. Insbesondere:
• Kohlrabi, Radieschen, gekochter Stangensellerie (roh nur bei starker Verdauung)
• Endivien, Chicorée und weitere bittere Blattsalate
• die meisten Getreide
• Grüntee (nicht aber Schwarztee)
• Lavendel, Schafgarbe und Lindenblüten
• (bitterstoffreicher) Löwenzahn.
Folgende Lebensmittel haben aus chinesischer Sicht eine besonders stärkende Wirkung auf die Nieren:
• Hafer
• Hirse
• Quinoa
• Vollkornreis
• Hülsenfrüchte (Kichererbsen, Linsen, Kidneybohnen u.a.)
• Algen
• schwarzer Sesam und Mohn
• Sojasauce
• Samen und Kerne, zum Beispiel Sonnenblumenkerne.
Beitrag: Petra Horat
Naturärztin NVS
Journalistin für Ganzheitsmedizin
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Ernährung bei Tinnitus
Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin TCM hat die Ernährung einen tiefgreifenden Einfluss auf den Energiefluss und die Organsysteme des Körpers, auch auf das Innenohr.
Welche Ernährung empfiehlt die TCM bei Tinnitus?
Die TCM unterscheidet zwischen einem Tinnitus, der mit dem Funktionskreis der Leber zusammenhängt, und einem Tinnitus, der mit dem Funktionskreis der Nieren zu tun hat. Deshalb sollte als erstes der Tinnitus-Typ eingekreist werden (siehe Spalte rechts).
Was tun bei leberassoziiertem Tinnitus?
Folgende hitzeableitenden Maßnahmen wirken einer gestörten Leberenergie entgegen:
Keine hitzeerzeugende Lebensmittel oder Getränke!
– Möglichst wenig rotes Fleisch, kein Alkohol, kein Schwarztee.
– Keine scharfen Gewürze wie Zwiebel, Knoblauch, Pfeffer, Chili, Ingwer, Zimt u.a.
– Nichts Frittiertes.
Stressreduktion…

– Die Erfahrung zeigt, dass Stress Tinnitus verschlimmert. Ein entspannterer Lebensstil ist für «hitzige» Lebertypen besonders wichtig.
– Entspannung in Form von Atemübungen, Yoga, Qi Gong oder einem Mittagsschläfchen.
Ernährung bei leberassoziiertem Tinnitus
Gemüse wirkt mit wenigen Ausnahmen neutral bis kühlend auf den Körper. Aus TCM-Sicht leiten folgende Nahrungsmittel Hitze besonders effektiv aus dem Kopf ab:
– Kohlrabi, Radieschen, gekochter Stangensellerie (roh nur bei starker Verdauung)
– Endivien, Chicorée und weitere bittere Blattsalate
– Kräutertees wie Grüntee, Lavendel, Schafgarbe, Lindenblüten und (bitterstoffreicher) Löwenzahn.
Was tun bei nierenassoziiertem Tinnitus?
Besonders wichtig bei einem nierenassoziierten Tinnitus ist ein gesunder Rhythmus zwischen Erholung und Anspannung. Dazu gehören regelmäßige Essens- und Schlafzeiten, ausserdem freudvolle, aber nicht übermäßige Bewegung. Bei chronischen Ängsten empfiehlt es sich, Hilfe zu suchen, um die Angstproblematik zu lindern oder aufzulösen. Das gilt auch für Traumata aus der Kindheit.
Ernährung bei nierenassoziiertem Tinnitus
Folgende Lebensmittel können die Nieren stärken, wenn sie regelmässig verzehrt werden:
– Getreide in Form von Haferflocken, Hirse, Quinoa und Vollkornreis.
– Algen, schwarzer Sesam, Mohn, Sojasauce.
– Hülsenfrüchte,
– Samen und Kerne, zum Beispiel Sonnenblumenkerne.